DIE REAL EXISTIERENDE MARKTWIRTSCHAFT (KAPITALISMUS)
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  Summary O Die wellenförmige Funktionsweise der (laissez-faire) Marktwirtschaft
 
 
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  2. Phase des ökonomischen Zyklus der Marktwirtschaft: Die Erholung (Aufschwung)
  Die Schaffung der neuen Nachfrage durch staatliche Konsumausgaben
       
 
Es ist unzweckmäßig, die zusätzlich zu schaffende Nachfrage nur zur Stärkung des Konsums zu verwenden und zu warten, bis ein erhöhter Konsum über eine entsprechende Akzeleratorwirkung die Vollbeschäftigung im Investitionsgüterbereich sichert, vielmehr empfiehlt es sich, sofort auch zusätzliche Aufträge dem Investitionsgüterbereich zukommen zu lassen.
 
  Gerhard Kroll,  ein deutscher Ökonom, hervorragender Erforscher der Großen Depression (1929)    

Es ist üblich, dass die Preise schon während der Erholung (Aufschwung) der Wirtschaft zu steigen beginnen, aber flächendeckend steigen sie normalerweise erst in der nächsten Phase des ökonomischen Zyklus, der Hochkonjunktur. Deshalb ist es vertretbar, die Problematik der Preissteigerung nach hinten zu verschieben. Wir tun es natürlich vor allem aus methodischen Gründen, um die Phasen des ökonomischen Zyklus besser voneinander zu trennen, womit wir uns natürlich ein wenig - auch wenn bewusst - von der Wirklichkeit entfernen. Wenn wir aber von schuldenfinanzierten Staatsausgaben sprechen - die normalerweise während der Depression und der Erholung getätigt werden -, können wir die Problematik der Preissteigerung auch jetzt nicht ganz ausklammern. Wir beschränken uns aber nur auf das nötigste Minimum.

Fangen wir mit der einfachen Frage an, ob die Preissteigerung für die Wirtschaft als Ganzes wünschenswert und nützlich sein kann. Als Selbstzweck kann sie es bestimmt nicht sein. Dem würde kaum jemand widersprechen. Dann kommt als nächste Frage, ob die Preissteigerung zumindest als Mittel zu etwas dienlich sein kann, was man an sich für wünschenswert und nützlich hält. In der neoliberalen Theorie würde man auch hier ein klares bedingungsloses Nein hören, aus unserer kreislauftheoretischen Untersuchung ergibt sich eine differenzierte, aber auch klare Antwort. Die Preissteigerung bei den Produktionsgütern ermöglicht, dass ohne eine Gefährdung des Gleichgewichts mehr gespart und investiert werden kann. Sie ist also als Mittel für etwas: für mehr Wachstum. Für die Preise der Konsumgüter gilt dies jedoch nicht. Für die Steigerung dieser Preise lässt sich auch im Rahmen unserer kreislauftheoretischen Analyse kein Zweck erkennen. Es wäre also völlig in Ordnung, wenn die Preise der Konsumgüter sich nie ändern würden. Lässt es sich aber erreichen, dass die Preise der Produktionsgüter - beim Bedarf - steigen und die der Konsumgüter nicht?

Langfristig betrachtet lässt sich dies nicht erreichen. Wenn dem so ist, können wir uns als Nächstes fragen, ob es auf das Gleiche hinauskäme, wenn steigende Preise bei den Produktionsgütern eine Preissteigerung bei den Konsumgütern hervorrufen oder umgekehrt. In den komparativ-statischen Analysen würde man keine Unterschiede feststellen können, weil sie den Übergang nicht berücksichtigen, unsere kreislauftheoretische Analyse ist jedoch eine dynamische und ihre Ergebnisse sind folglich andere. In ihrem Rahmen lässt sich genau zeigen, dass die Folgen sehr unterschiedlich sind, wenn der Staat, um den Nachfragemangel zu beheben, für mehr Nachfrage bei den Produktionsgütern oder bei den Konsumgütern sorgt.

Die erste Möglichkeit haben wir bereits untersucht. Das ist der Fall, wenn der Staat mit schuldenfinanzierten Investitionen für die Überwindung der Depression sorgt - sei es durch großzügige Unterstützung der privaten Investoren mit billigen Krediten oder wenn er selbst investiert. Die andere Möglichkeit, wenn der Staat einfach für mehr Konsumabsatz sorgt, wollen wir uns jetzt näher anschauen.

Preissteigerung bei Konsumgütern als breiter Weg zur Inflation ohne reale Effekte

Als wir über schuldenfinanzierte Ausgaben des Staates gesprochen haben, wurde immer davon ausgegangen, dass der Staat sich das Geld bzw. Buchgeld für seine Ausgaben selber schafft. Das ist heute nicht der Fall, aber was noch nicht ist, kann irgendwann sein. Jetzt nehmen wir ebenfalls an, dass der Staat sich das Geld selber schafft, dass er es aber diesmal nicht investiert (oder investieren lässt), sondern für Konsumgüter ausgibt. Die andere Möglichkeit, wenn sich der Staat irgendwo das Geld ausleiht oder es durch Steuern eintreibt, werden wir in einem weiteren Beitrag untersuchen.

Wie wir es schon mehrere Male getan haben, ist unser Ausgangspunkt auch jetzt der reale Nachfragemangel, der (auch) dann entsteht, wenn die Wirtschaft aus einem stationären Zustand zu wachsen beginnt. Das entspricht in der Praxis etwa dem Fall, wenn sich eine Wirtschaft in der Depression auf einem niedrigen Produktionsniveau stabilisiert hat und wenn sie dann irgendwann versucht zu wachsen. Wir haben bereits gezeigt, dass sie dann Probleme bekommt. Die Nettoeinkünfte, die für neue Investitionen angewandt werden, fehlen für den Absatz der bereits hergestellten Konsumgüter. In dem linken Bild ist dieses Problem noch einmal veranschaulicht:

   
        Nettoeinkommen:        
  Sektor 1: 1000   
  Sektor 2: 880   
  Sektor 3: 2000  + X
3880  + X
 
    Konsumproduktion:    
  Sektor 1:  
  Sektor 2:  
  Sektor 3: 4000  + X
4000  + X

Würde man aber dem Staat erlauben, das Geld zu schaffen und es für den Kauf von Konsumgütern zu verwenden, würden die Überschüsse auf dem Markt der Konsumgüter sofort verschwinden. Das Gleichgewicht einfacher wiederherzustellen ginge wirklich nicht. Wie der ganze Tausch aussehen würde, zeigt die nächste Tabelle.

   
1 2 3 4
 
  5     6     7       8     9  
 
 
 ANGEBOT  
  Sektor 1      Sektor 2      Staat      Sektor 3   
    t + 1    
  Sektor 1     Sektor 2     Staat     Sektor 3          GELD      
-   /   +
NACHFRAGE  
  1
  2
  3
  4
 Sektor 1    
 Sektor 2    
    Staat    
 Sektor 3    
    1620                1880         
2500               
              
1000    880    120    2000 + X   
=
=
=
=
   2500              1000             
1620           880             
          120               -120   
1880           2000 + X   120    
       Sektor 1    
       Sektor 2    
       Staat
       Sektor 3    

Das neu geschaffene Geld des Staates, das für den Konsum ausgegeben wurde, kann natürlich nie einfach verschwinden, sondern es wird irgendwo bei irgendjemandem auftauchen. Die vorige Tabelle zeigt auch das. Dies ist für uns aber keine neue Erkenntnis. In unserem Fall wird das neu geschaffene Geld zum Einkommen des Sektors 3. Auch das hatten wir schon gehabt, sogar in zwei Fällen: Das erste Mal, als die privaten Banken Geld bzw. Kredite vergeben haben, und das zweite Mal dann, als der Staat durch schuldenfinanzierte Investitionen das Wachstum gefördert hat. In beiden Fällen ist Sektor 3 zu dem neu geschaffenen Geld auf Umwegen gelangt, diesmal wird aus den Staatsausgaben direkt das Einkommen des Sektors 3. Diese Umwege machen den Unterschied zwischen den verschiedenen Möglichkeiten der Gesellschaft, Geld zu schaffen. Wir schauen uns jetzt genauer an, was vor sich geht, wenn der Staat neues Geld schafft und es für Konsumgüter ausgibt - sei es indem er damit die schwächsten sozialen Gruppen unterstützt oder es zum eigenen Verbrauch anwendet.

Heben wir zuerst die einfache mikroökonomische Tatsache hervor, dass die Unternehmen immer vorsichtig bis zögerlich sind, wenn es um Investitionen geht, in unsicheren Zeiten erst recht. Sie neigen nicht dazu, die von ihnen verbrauchten Produktionsgüter so schnell wie möglich zu bestellen, also ihre Abschreibungen zu reinvestieren. Sie tun dies erst dann, wenn sie ziemlich alle ihre bereits fertig gestellten Güter abgesetzt haben - wenn ihre Lager fast leer sind. Das heißt, erst wenn der Staat genug Geld ausgegeben und die Nachfragelücke auf dem Markt der Konsumgüter so gut wie geschlossen hat, kann das Wachstum durchstarten. In unserem numerischen Beispiel müsste diese Geldmenge dem Wert 120 entsprechen. Gibt der Staat weniger aus, dann tut sich in der Wirtschaft noch nichts. Das ist schon der erste Unterschied zu den Staatsausgaben, die in die Investitionen fließen.

Kann der Staat genau herausfinden, wie viel er ausgeben soll, um die Nachfragelücke auf dem Markt der Konsumgüter zu decken? Das kann er nicht. Um die Nachfragelücke auszurechnen, müssten ihm nämlich immer die aktuellsten Daten über alle Güterströme und Preise zur Verfügung stehen, und das ist unmöglich. Der Staat kann den Nachfragemangel nur ganz grob einschätzen, und wenn er falsch schätzt und mehr als nötig ausgibt, führt dies zur Preissteigerung bei den Konsumgütern. Und das braucht man nicht. Die Preissteigerung bei den Konsumgütern ändert an dem Gleichgewichtszustand nichts. Das lässt sich aus dem rechten Flussdiagramm entnehmen, aber noch deutlicher aus der vorigen Tauschtabelle. Wenn nämlich die Preise der Konsumgüter um einen absoluten Wert X steigen, wird dadurch nicht nur die linke Seite der Zeile 4 (Angebot) größer, sondern zugleich auch die rechte Seite (Nachfrage). Unabhängig davon wie groß X ist, alles andere ist gleich geblieben - auch die Nachfragelücke ist gleich groß (120) geblieben.

Wenn der Staat diese Lücke durch seine Konsumausgaben schließt, ist das ursprüngliche Problem gelöst, aber es werden neue verursacht. Bei den Produzenten der Konsumgüter wird nämlich die steigende Nachfrage den Eindruck erwecken, dass die Depression vorbei sei und dass sie die Produktion zumindest auf dem vorigen Niveau erneuern können. Aber die Produktionsgüter, die sie verbraucht haben und die sie ersetzen (reinvestieren) wollen, gibt es in unserem Fall nicht. Dies hat nichts mit irgendwelchen „strukturellen Disproportionalitäten“ zu tun, im Gegenteil. Wir haben einfach angenommen dass die Wirtschaft zu wachsen beginnt. Das ist der eigentliche Grund, warum es jetzt nicht genug Produktionsgüter gibt, mit welchen Sektor 3 die Produktion auf das frühere Niveau bringen könnte. Dieser Effekt ist beim extensiven Wachstum - also beim Wachstum mit immer gleichen Produktionsmethoden - unvermeidbar. Darüber waren sich schon die alten Ökonomen im Klaren, und Marx hat dies in seinen Schemata dargestellt - seitdem spricht man auch von Reallokation der Investitionsgüter (des Kapitals). Wir haben den zeitlichen Ablauf einer Wirtschaft, die durch Reallokation der Investitionsgüter begonnen hat zu wachsen, bereits untersucht und bildlich - mit Hilfe unseres Simulationstools - verdeutlicht.dorthin Dort haben wir angenommen, dass Sektor 2 bei jeder nächsten Reproduktionsperiode seine Produktionskapazitäten um 120 erweitert. Das Ergebnisse sah wie folgt aus:

     Gleichgewichtsbedingung:   YK  =  I  =  S      Zuwachs der Konsumgüterproduktion
 
0
 
200
 
480
 
480
 
480
 
480
 
800
480
 
1120
480
 
1440
480
 
1760
480
 
2080
480
 
2400
480
 
2720
480
 
3040
480
 
 
 
-240
 
-480
 
-160
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  t+1     t+2     t+3     t+4     t+5     t+6     t+7     t+8     t+9     t+10     t+11     t+12     t+13     t+14    

Uns interessieren jetzt nicht alle Details, sondern nur die Tatsache, dass die Konsumproduktion, die mit den hellgrünen Balken dargestellt ist, in den ersten Reproduktionsperioden unter das Niveau vor dem Wachstumsbeginn absinkt. Das ist die direkte Folge der Reallokation: Was Sektor 2 zusätzlich investiert, steht nämlich nicht mehr dem Sektor 3 zur Verfügung. Aber dank dem vom Staat geschaffenen Geld, das für Konsumgüter ausgegeben wird, hat Sektor 3 genug finanzielle Mittel, die Produktionsgüter aufzukaufen, die Sektor 2 nötig hat, um zu wachsen. Zwei Sektoren haben genug Kaufkraft um die gleichen Güter zu kaufen. Und was geschieht dann?

Die gestiegene Nachfrage nach diesen Produktionsgütern würde ihre Preise erhöhen. Wenn diese Preise steigen, wird sich das Einkommen des Sektors 1 erhöhen. Dieses zusätzliche Einkommen kann für den Kauf von Konsumgütern ausgegeben werden, was dann den Druck auf die Preise der Konsumgüter erhöht. Und dann setzt sich eine inflationäre Spirale in Gang. Nicht nur Sektor 1, sondern auch Sektor 2 könnte den Druck auf die Preise der Konsumgüter erhöhen. Wenn Sektor 2 von Sektor 3 verhindert wird, so viel zu investieren wie er ursprünglich vorhatte (120), steht ihm das nicht investierte Einkommen zum Kauf der Produktionsgüter zur Verfügung. Das wird die Inflation bei den Konsumgütern weiter antreiben, und diese wird sich dann weiter fortpflanzen, und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn nämlich die Preise der Konsumgüter steigen, fällt das reale Einkommen der Sektoren, die Produktionsgüter herstellen, so dass sie ihre Preise anheben werden.

Theoretisch ist auch der extreme Fall vorstellbar, dass der Staat hemmungslos Geld „druckt“ und für Konsumgüter ausgibt, so dass Sektor 3 immer problemlos seine Güter absetzt und genug Einkommen zur Verfügung hat, sich Ersatz für die von ihm verbrauchten Produktionsgüter zu besorgen und damit Sektor 2 „das Wasser abzugraben“. Damit wird Sektor 3 die Reallokation bzw. reales Wachstum völlig verhindern, und die Staatsausgaben werden nur zu einer steigenden Inflation führen. Auch dieser extreme Fall lässt sich mit unserem Simulationstool bildlich verdeutlichen. Nehmen wir zum Beispiel an, dass die Preise des Sektors 3 kontinuierlich um 100, und die der anderen zwei Sektoren um 50 steigen. (Damit haben wir berücksichtigt, dass die Aufteilung des Nettoeinkommens zwischen den Sektoren dem Ausgangzustand entspricht:  E1 = 25%,  E2 = 25%  und   E3 = 50%, was in der Praxis natürlich nicht so sein muss.)

 
100
 
229
 
386
214
 
555
245
 
737
263
 
924
276
 
1116
284
 
1310
290
 
1507
293
 
1704
296
 
1903
297
 
2102
298
 
2301
299
 
2501
299
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  t+1     t+2     t+3     t+4     t+5     t+6     t+7     t+8     t+9     t+10     t+11     t+12     t+13     t+14    
  Y1 3550   3650   3771   3914   4066   4228   4393   4562   4733   4905   5078   5252   5426   5601  
  Y2 2550   2621   2714   2816   2928   3043   3162   3283   3405   3528   3652   3776   3901   4026  
  Y3 4100   4229   4386   4555   4737   4924   5116   5310   5507   5704   5903   6102   6301   6501  
= = = = = = = = = = = = = =
  K1 2500   2550   2621   2714   2816   2928   3043   3162   3283   3405   3528   3652   3776   3901  
  K2 1500   1521   1564   1616   1678   1743   1812   1883   1955   2028   2102   2176   2251   2326  
  K3 2000   2029   2086   2155   2237   2324   2416   2510   2607   2704   2803   2902   3001   3101  
+ + + + + + + + + + + + + +
  Ÿ1 1050   1100   1150   1200   1250   1300   1350   1400   1450   1500   1550   1600   1650   1700  
  Ÿ2 1050   1100   1150   1200   1250   1300   1350   1400   1450   1500   1550   1600   1650   1700  
  Ÿ3 2100   2200   2300   2400   2500   2600   2700   2800   2900   3000   3100   3200   3300   3400  

Es ist sehr einfach nachzuprüfen, dass sich in der von uns simulierten Wirtschaft real nie etwas geändert hat. Nehmen wir eine Stichprobe. Schauen wir uns eine beliebige Reproduktionsperiode an, zum Beispiel die Reproduktionsperiode t+3. Die Sektoren 2 und 3 beginnen ihre Produktion mit den Produktionsmitteln im Wert von K2t+3 = 1564  bzw.  K3t+3 = 2086 was dem Anteil 3/7  bzw.  4/7 der Produktion des Sektors 1 am Ende der vorherigen Reproduktionsperiode (t+2) entspricht: Y1t+2  =  3650. Sektor 1 verbraucht während der Reproduktionsperiode t+3 Güter im Wert K1t+3 = 2621, was genau dem Wert der gesamten Produktion des Sektor 2 am Ende der vorigen Reproduktionsperiode (t+2) entspricht: Y2t+2 = 2621. Diese Proportionen - die distributiven Koeffizienten  3/7,  4/7 und 1 - haben sich in keiner Reproduktionsperiode geändert, sie entsprechen dem produktionstechnischen Zustand vor der Preissteigerung, so dass wir mit Sicherheit schlussfolgern können, dass in der Wirtschaft real alles immer gleich geblieben ist. Nur die Preise haben sich ständig geändert.

Bemerkung: Die Zahlen unter den Balkendiagrammen sind abgerundet, so dass manchmal an der letzen Dezimalstelle eine Abweichung - die maximal 1 beträgt - möglich ist.

Dieser extreme Fall wird in der Praxis voraussichtlich nie eintreten, aber es lässt sich nicht im Geringsten daran zweifeln, dass die Staatsausgaben für Konsumgüter zum Einen deutlich mehr Inflation verursachen und zum Anderen weniger gewünschte reale Ergebnisse bringen als die Staatsausgaben für Förderung der Produktion von öffentlichen Gütern.

Wenn der Leser Lust hat, kann er sich den Ablauf der Wirtschaft, in der real alles gleicht bleibt, mit anderen Teuerungsraten simulieren lassen.
 

    Simulationstool           
       
 
  Zahl der Reproduktionsperioden    [2-20]   eingeben    
  Preissteigerung bei Sektor 1    [ 0-200]   eingeben    
  Preissteigerung bei Sektor 2    [ 0-200]   eingeben    
  Preissteigerung bei Sektor 3    [ 0-200]   eingeben    
  Nominale (Netto-)Investitionen der Sektoren anzeigen ( I' )  
  Gesamtwirtschaftliche Sparquote anzeigen ( S'% )  
 
    Eingaben absenden      
       

Die Schaffung der neuen Nachfrage durch staatliche Konsumausgaben: Nur als ultima ratio

Unsere Ergebnisse führen uns zur Schlussfolgerung, dass der Staat, in seiner Absicht, den Nachfragemangel auf dem Markt der Konsumgüter zu kompensieren, wenig erfolgreich sein kann. Hat er nämlich auf diese Weise zu wenig Nachfrage geschaffen, hat sich in der Wirtschaft noch nichts geändert. Steigert er dann die Ausgaben bis zum Niveau, dass alle Konsumgüter abgesetzt werden können, dann kippt bald die Lage. Wie bereits erörtert, gibt es auf einmal zu viel Geld bzw. Einkommen im System. Weil diese Wende schnell vonstatten geht, ist es dem Staat kaum möglich, etwas dagegen zu tun. Er müsste das Geld durch eine Einkommensteuer abschöpfen, aber dies ließe sich auch beim besten Willen, nie schnell genug realisieren.

Wenn der Staat, anstatt zu konsumieren, inseriert oder die Produktion von öffentlichen Gütern fördert, ist es anders. Dann fließt das von ihm geschaffene Geld nur allmählich in die Wirtschaft - in dem Tempo in dem die Produktion voranschreitet. Man hat in diesem Fall genug Zeit, dieses Tempo zu korrigieren. Hat man zum Beispiel in dem ersten Jahr ein Schulgebäude zur Hälfte aufgebaut, und die Konjunktur ist mittlerweile angesprungen, muss man das Gebäude nicht im nächsten Jahr fertig stellen, nur weil dies möglich wäre. Man kann den Bau deutlich verlangsamen, ja sogar vorläufig stoppen, wenn sich die Wirtschaft von alleine genug Nachfrage schafft.

Zu guter Letzt ist die staatliche Förderung der Produktion von öffentlichen Gütern auch dann gar nicht so falsch, wenn zu viel gefördert wird. Nicht nur, dass sie Arbeitsplätze schafft, sondern weil sie der Gesellschaft neue reale Werte zur Verfügung stellt. Man erinnere sich hier noch einmal an die Worte des unbekannten Frühkeynesianer des 19. Jahrhunderts Heinrich Gall:

„Wenn z.B. ein Staat durch seine eigenen arbeitslosen Bürger in einem Jahr 100 Meilen Landstraßen bauen läßt und dafür 3 Millionen Thaler ausgibt, so ist dieser Staat am Ende dieses Jahres um den ganzen Werth dieser Landstraße reicher als er am Anfang des Jahres war; denn das Geld, welches die Landstraße gekostet hat, wird noch bis zum letzten Pfennig im Lande seyn, und die Landstraße dazu.“

Nur in einer Hinsicht haben die Staatsausgaben, die für mehr Konsum sorgen, einen nicht einholbaren Vorteil. Mit ihnen lässt sich in kürzester Zeit Nachfrage schaffen, und wenn so etwas unbedingt nötig ist, dann sind sie die beste Wahl.

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YK :     Wert der insgesamt hergestellten Produktionsgüter ( Sektor 1 +  2 )  
YK' :     Zuwachs von YK  in Bezug auf die vorige Reproduktionsperiode  
I1', I2', I3' :    Neue nominale Investitionen der Sektoren 1,  2  und  3
S'% :     Summe aller Ersparnisse in Bezug auf die Summe der Nettoeinkünfte aller Sektoren in Prozentpunkten    
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