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  Ein Schlusswort zur Lage des real existierenden Kapitalismus am Ende 2018
 

Die unipolare Welt liegt zwar im Sterbebett, aber tot ist sie noch nicht. Mit den USA als ihrem Zentrum. Deshalb fangen wir mit den USA an. Ganz knapp ausgedrückt, für dieses Jahr kann man sagen: In diesem westlichsten Westen nichts Neues. Ja, aber das gilt für dieses Jahr 2018. In diesem Jahr hat sich im Zentrum des kapitalistischen Imperiums wirklich nur das fortgesetzt, was schon im vorigen Jahr begonnen hat. Und das war wirklich neu. Dermaßen neu, wie das Wort „neu“ kaum zum Ausdruck bringen kann. Das werden wir im nächsten Jahr genauer untersuchen, jetzt nur ganz kurze Bemerkungen dazu.

Im Jahre, das diesem unseren vorausging, kam nämlich das totgesagte alte Amerika zurück: mit Trump. Die Totgesagten leben länger - kommt uns diese Volksweisheit gleich in den Sinn. Dieses alte Amerika war damals das gute Amerika. Zumindest für die westlichen kapitalistischen Staaten gut, aber vor allem sehr gut für die amerikanischen Bürger. Das alte Amerika war ein sehr liberales Land innerhalb eigener Grenzen mit einer fast total abgeschotteten und autarken Volkswirtschaft. Die Realwirtschaft in diesem Amerika hat dermaßen prosperiert, wie es in den ursprünglichen kapitalistischen Ländern unseres Kontinents nie der Fall war. Zugleich wurde auch die amerikanische Arbeiterklasse immer wohlhabender und die Chance in die Mittelschicht oder gar ganz nach oben hinaufzuklettern war für nicht wenige zumindest nicht unmöglich. Nach der neoliberalen Konterrevolution ist dieses gute alte Amerika zu einem anderen Amerika geworden, zu einem teuflisch bösen globalen Imperium. Es begann mit dem Sieg des Finanzkapitals über das Realkapital. Das neue böse Amerika sollte hauptsächlich nur Dollars „produzieren“ - also drucken. Die reale Wirtschaft dagegen, vor allem ihr zugehörige arbeitende Bevölkerung - wozu schon längst nicht nur die underclass, sondern immer mehr die middle-class gehört - wird mit den „Rostgürtel“ (Rust Belt) erdrosselt. Von der realen Produktion wird nur die Rüstungsindustrie gefordert und gefördert. Die neue amerikanische „Elite“ ist eine reine Krieg-Elite. Wer sich nämlich weigern sollte, für die grünen Papierchen Güter und Naturressourcen nach Amerika zu verfrachten, den sollte man in die Steinzeit (Jugoslawien, Irak, Libyen, Syrien) zurückbomben. Zum Motto des neuen Amerika wurde: We came, we saw, he died. Bemerkenswert ist da auch noch, dass die fanatischsten Ideologen dieses neuen Amerika die neuen Amazonen sind, also die von der Moral restlos emanzipierten und von der Macht verhexten Kriegsfrauen. Aber sei's drum. Im Grunde hat dieses neue Amerika nämlich nichts anderes als nur die gewohnte Praxis des damaligen Gentleman's des British Empire übernommen und fortgesetzt. Im Sinne des schwarzen englischen Humors wurde sie damals als „Kanonenbootdiplomatie“ bezeichnet. Das neue Amerika ist aber nicht nur nach draußen, sondern auch gegen die eigene Bevölkerung böse geworden. Bei den alten „Realkapital“-Kapitalisten tropfte der Wohlstand wenigstens zum Teil nach unten durch („drop down“), die neuen „Dienstleister“-Kapitalisten wollen die von ihnen in Unmengen gedruckten Dollars aber mit keinem teilen. Sie betrachten das als eine gottgewollte und vor allem als eine gerechte Entlohnung für ihre einzigartige, sie sagen „exzeptionelle“ Leistung.

Für das Entstehen dieser „Dienstleister“-Kapitalisten und des „neuen“ Amerika haben sich Clinton, Bush jn. und Obama besonders verdient gemacht. Sie sahen es als selbstverständlich an, dass Frau Clinton die von ihnen begonnene Arbeit fortsetzen würde. Aber das alte Amerika rebellierte. Nicht die blutrünstige Amazone, sondern Trump wurde zum Präsidenten gewählt. Es war ein Schock für die neue Machtelite des neuen Amerikas. Abrupt haben sie die demokratische Wahl von Trump brüsk als unrechtmäßig abgelehnt, indem sie die absurde Posse inszenierten, er wäre eigentlich nur dank Putin gewählt worden. Und unverzüglich haben sie Trump Krieg erklärt. Einen Krieg mit buchstäblich allen, auch mit den schmutzigsten, niederträchtigsten und brutalsten Mitteln. Nur das Blut fließt nicht - noch nicht. Womöglich auch deshalb, weil das Kräfteverhältnis bisher ziemlich ausgeglichen war. Und nun dauert dieser Grabenkrieg zwischen den Machteliten im Zentrum des kapitalistischen Imperiums schon dieses zweite Jahr hindurch an. Wie er weiter laufen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Wir widmen ihm im nächsten Jahr natürlich die ganze Aufmerksamkeit. Jetzt belassen wir es erst mal dabei, mit einer sehr interessanten kleinen Bemerkung. Trump hat zwar viel Seltsames verbal, vor allem per Twitter von sich gegeben, aber auch in seinem zweiten Jahr hat er noch kein einziges Land in die Steinzeit zurückgebombt. Man kann dazu nur sagen: Selber schuld! Sonst hätte er - wie Obama vor ihm - mindestens einen Nobelpreis für den Frieden bekommen. Allerdings, wenn es um Trump geht, soll man sich vor der Vorstellung hüten, das würde an seiner inneren Güte und an seiner realitätsbezogenen Weitsicht liegen. Wir können nicht wissen, ob er sich vielleicht für kleine Sachen zu schade ist und ganz groß auftreten will - mit einem gewaltigen Knall?

Aber kehren wir auf unseren alten Kontinent zurück. Zuerst soll der große Unterschied zu Amerika klar herausgestellt werden. Für uns kann man am Ende des Jahres 2018 nicht sagen: Im Westen nichts Neues. In diesem Jahr hat nämlich der Fäulnisprozess der EU ihr Zentrum erreicht. Jetzt ist auch Deutschland dran. Weil unsere europäischen Eliten - vor allem die deutschen nicht - die Möglichkeit in Erwägung ziehen können, die EU wäre von Anfang an eine Missgeburt, können für sie natürlich nur die anderen an der ganzen Misere der EU schuld sein. Vor allem die mit einer überwältigenden Mehrheit von ihrem Volk gewählten „bösen“ Diktatoren wie Putin, Erdogan und Rohani … ach ja, auch Trump eben. Ups! Man kann ihn doch nicht in Ruhe lassen.

Was Trump betrifft, so lässt sich bestimmt nicht sagen, dass er an der Misere der EU nicht  mitschuldig wäre. Und ob ist er das! Indem er eben das alte Amerika zurück will und das neue ablehnt, zerstört er nicht weniger als die ganze ursprüngliche Konzeption der EU. Diese war  nämlich transatlantisch gedacht und sollte mit dem neuen Amerika komplementär sein. Auch darüber jetzt nur ganz kurz. Die Aufgabe der EU - und vor allem von Deutschland - bestünde darin, für die irrealen grünen Papierscheine ganz reale Güter nach Amerika zu verfrachten. Natürlich wäre das nicht umsonst. Dafür würden der EU bzw. Deutschland die Märkte der von den US-Forces in die Steinzeit zurückgebombten Länder überlassen. Deutschland wäre dann  Exportweltmeister und die Amerikaner als faire Gentlemen würden sich nur mit der Plünderung der Naturressourcen dieser Länder zufrieden geben. Ein großartiges Win-Win-Geschäft für beide Seiten. Nur die Barbaren hinter dem Limes des kapitalistischen Imperiums würden verlieren, aber wen sollten die auch interessieren. Eine geniale globale Arbeitsteilung mit großen Synergie-Effekten, die eben der verrückte Trump zu zerstören droht, indem er von den Europäern verlangt, weniger für die grünen Papierchen nach Amerika zu exportieren, aber zugleich mehr für die amerikanische Ausrüstung und die Kriege auszugeben. So unfair, aber wirklich! Dieser heimtückische und schreckliche Verrat von Trump an der transatlantischen Freundschaft, ein richtiger Nackenschlag für die EU, wird uns auch im nächsten Jahr beschäftigen. Aber noch mehr werden wir den Zerfall der EU auch aus anderen Gesichtspunkten erörtern und untersuchen. Trump allein kann an der ganzen Misere nicht alleine schuld sein, die begann bekanntlich schon Jahre davor. Auch die anderen, von ihren Völkern gewählten „Diktatoren“ wie Putin, Erdogan und Rohani sind wohl nicht dafür verantwortlich. Wer dann sonst? Auch darüber jetzt nur ganz kurz.

Es ist nie oft genug hervorzuheben, dass die EU ein Projekt der europäischen Machteliten war - der feuchte Traum der neoliberalen Kleptokraten. Von einem allgemeinen Standpunkt aus  betrachtet, war das Projekt EU im Prinzip ein weiterer historischer Versuch, die neoliberale Utopie zu verwirklichen. Damit ist zugleich angedeutet, dass auch die Lösung des Rätsels genannt EU schließlich in der ökonomischen Theorie liegen muss, und wir werden sie genau dort auch suchen. Damit folgen wir der Auffassung, dass die sozialen, politischen und anderen Ereignisse letztlich ihre Ursachen in den ökonomischen Prozessen haben. Diese Auffassung ist eigentlich nicht neu. Der größte Ökonom des vorigen Jahrhunderts, John M. Keynes, hat sie in wenigen Worten klar zum Ausdruck gebracht:

„Die Ideen der Nationalökonomen und der politischen Philosophen, gleichgültig, ob sie nun richtig oder falsch sind, sind von weit größerem Einfluss, als man gemeinhin annimmt. In Wirklichkeit wird die Welt von fast nichts anderem regiert. Praktiker, die sich frei von jeglichem intellektuellen Einfluss wähnen, sind gewöhnlich die Sklaven irgendeines verstorbenen Nationalökonomen. Ich bin überzeugt, dass die Macht erworbener Rechte im Vergleich zum allmählichen Durchdringen von Ideen übertrieben ist. Diese wirken aber nicht immer sofort ... Aber früher oder später sind es Ideen, und nicht erworbene Rechte, von denen die Gefahr kommt, sei es zum Guten oder zum Bösen.“ ... >

Ein anderes Genie des vorigen Jahrhunderts, Albert Einstein, hat ziemlich dasselbe nur wenig anders ausgedrückt, und zugleich viel kürzer. Das war in der Zeit, als ihm alle seine Kollegen, also die hochgeachteten Vertreter der klassischen Mechanik, des Irrtums bezichtigten und ihn aus ganzem Herzen ermahnten, dass er sich von seinen unsinnigen Gedanken verabschiede. Seine Antwort:

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ ... >

Fassen wir das oben Gesagte jetzt noch kurz zusammen. Die Krise des real existierenden Kapitalismus setzte sich im Jahre 2018 fort. Es war ein weiteres Jahr mit Grabenkriegen an mehreren Fronten. Zu den wichtigsten gehören der zwischen der Finanzelite (des raffenden Kapitals) und der Kapitalelite (des schaffenden Kapitals), dann zwischen Reich und Arm, zwischen der korrupten Politik („Volksvertreter“) und dem Volk und ein Krieg der Mittelschichten an gleich zwei Fronten, nämlich gegen die Elite einerseits und gegen die „Masse“ andererseits. Insoweit alle diese Erscheinungen schon immer dem Kapitalismus in der Krise eigen gewesen sind, lässt sich dazu knapp sagen: Im Westen nichts Neues. Aus der Geschichte weiß man aber auch noch etwas anderes, was nämlich in der freien Marktwirtschaft bzw. im real existierenden Kapitalismus in der Krise bzw. nach dem von ihr erzeugten kalten Krieg innerhalb der Gesellschaft folgt: Ein heißer Krieg nach draußen. Nur einem Schlafwandler durch die Geschichte können nicht die feuchten Träume der westlichen globalen Kleptokraten von den riesigen russischen Naturschätzen auffallen. Die Kriegspropaganda und die Kriegstrommel sind wie vor dem Zweiten Weltkrieg wieder zum Alltag im Westen geworden. Und wenn die Geschichte doch dazu neigt sich zu wiederholen, was kann man dagegen tun? Was kann man gegen den Ausbruch des nächsten Weltkrieges tun? Also Fragen über Fragen. Das nächste Jahr verspricht sehr spannend zu werden. Bis dann:

Einen guten Rutsch.

Und viel Glück für uns alle - das werden wir wirklich gut brauchen.

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