zurück
KEYWORDs: ♯Postings 2022  |   ♯Geld und Finanzsystem  |   ♯Machteliten  |   ♯Geopolitik  |   ♯Neoliberalismus  
   
 

  There is no alternative - oder es gibt sie doch? (I)
 
  Im Westen nichts Neues - Nach dem Krieg ist vor dem Krieg
 
 
„Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen.“
 
     Jean Jaurès, ein französischer Historiker und Vertreter des Reformsozialismus                                                     
 
„Mir, der ich die Große Depression miterlebt habe, fällt es immer noch unfassbar schwer zu verstehen, wieso die Ideologen der entfesselten Marktwirtschaft, deren Vorgänger schon einmal so eine fürchterliche Katastrophe, also Armut, Elend, Arbeitslosigkeit, letztendlich auch den Weltkrieg mitverursacht haben, in den späten Siebzigern, den 80er, 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder das Sagen haben konnten.  ... Es wird Blut fließen, mehr als das, viel Blut, das Leid der Menschen wird zunehmen, auch die Zahl der Flüchtlinge. Und noch etwas möchte ich nicht ausschließen: einen Krieg, der dann zum Weltkrieg werden würde - zwischen den USA und China.“
 
     Bekannter Historiker Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut, Stern 06.05.2009  dorthin                  

Kriege gab es schon immer. Das lässt sich aus historischen Schriften klar entnehmen. Und als sicher gilt, dass es sie auch schon in vorzivilisatorischer Zeit gab. Anthropologen stellten nämlich fest, dass kriegerische Auseinandersetzungen auch unter den Naturvölkern eine ganz normale Erscheinung sind. Auch Kannibalismus, d.h. den gefallenen Feind zu verspeisen, war nur menschlich, allzu menschlich, um mit Nietzsche zu sprechen. Es gehört zur Natur des Menschen, sich etwas zu nehmen, auch wenn es einem anderen gehört, und der Zweck heiligt die Mittel. Als später die Staaten entstanden sind, führten ihre Herrscher Kriege auch, um die anderen zu berauben und zu versklaven, aber nicht nur deswegen. Insbesondere in Krisensituationen, als diese leicht zu sozialen Unruhen hätten führen können, war es üblich, diesen vorzubeugen, indem man die möglicherweise revoltierenden Untertanen dazu gebracht hat, sich gegen die Nachbarn, den angeblich bösen äußeren Feind zu wenden. Das gilt auch für den Kapitalismus, genauer gesagt für den Kapitalismus noch viel mehr als für alle anderen Ordnungen, aus einem objektiven Grund. Die Krisen in den vorkapitalistischen Ordnungen hatten externe Ursachen (Pest, Missernten, Naturkatastrophen), die freie Marktwirtschaft bricht periodisch zusammen, weil sie an sich instabil ist und damit sozusagen regelmäßig Krisensituationen verursacht. Die Geschichte des Kapitalismus ist folglich eine Geschichte der immer neuen Kriege. Man kann dem entgegnen, dass es in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis zum Zusammenbruch des Kommunismus verhältnismäßig wenige Kriege gab. Das stimmt, weil zu dieser Zeit der Kommunismus weit verbreitet und stark genug war, sich dem Kapitalismus zu widersetzen und ihn zur Zurückhaltung zu zwingen. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ist jedoch der Kapitalismus in seinen sozusagen natürlichen Zustand zurückgekehrt: die periodischen Krisen mit Kriegen zu lösen.

         
  verbrecher   ganser  
   
Daniele Ganser (* 29. August 1972 in Lugano) ist ein Schweizer Historiker und Publizist. Er wurde mit seiner 2005 veröffentlichten Dissertation NATO-Geheimarmeen in Europa bekannt. Seitdem publiziert Ganser zu Militäraktionen von NATO-Staaten, die er als völkerrechtswidrig beschreibt.
 
       

Aus meiner folgenden Überlegung wird klar, dass Krieg für uns, also den Westen, keine gute Lösung ist. An sich ist diese Aussage banal, aber meine Begründung darf es nicht sein. Ich behaupte nämlich, dass der Krieg des Westens, gerade wenn wir siegen würden, für uns „normale“ Bürger fatal wäre. Meine Überlegung soll auch frei von jeglicher Moral sein, nach dem Spruch „Sine ira et studio“ (lateinisch für „ohne Zorn und Eifer“), also ohne emotionale Beteiligung. Mehr noch. Sie wird richtig machiavellistisch, sozialdarwinistisch oder einfach extrem egoistisch sein: Gut ist das, was für mich und für uns gut ist, die anderen sind mir egal. Los geht´s!

Der schon entwickelte Kapitalismus herrscht bei uns seit etwa zwei Jahrhunderten, das 19. und das 20. Jahrhundert, und es sind zwei Jahrhunderte der Kriege. Diese Kriege waren immer und ausschließlich Kriege der verschiedenen westlichen kapitalistischen Staaten um Kolonien. Wenn die Kolonien beteiligt waren und die Kriege auf ihren Gebieten geführt wurden, wurden die Kolonien von niemandem nach ihrer Meinung gefragt, auch nicht, wenn sie auf der Seite bestimmter westlicher Staaten gekämpft haben. Das galt auch für den 2. Weltkrieg, als man das kommunistische Russland wie eine Kolonie betrachtete. Der gemeinsame Nenner dieser Kriege war:

Wie auch immer der Krieg damals endete, nach wenigen Jahren war eindeutig klar, dass der Sieger der kapitalistische Westen war, mehr oder weniger alle westliche Staaten, und die Verlierer immer die Kolonien, d.h. der Rest der Welt.

Zum 2. Weltkrieg noch eine Bemerkung: Es war ein Krieg des kontinentalen Westens gegen Russland, nicht ein Krieg Deutschland gegen Russland, wie man meinen sollte. Fast alle „demokratischen“ Staaten – ohne Griechenland und Serbien - haben sich mit Begeisterung Adolf angeschlossen, um dabei zu sein, wenn man das Fell des Bären verteilen würde. Nur weil ein Verrückter (Adolf) alles organisiert hat, müssen wir Deutsche nach dem Scheitern der Unternehmung die Rechnung zahlen. Und er war verrückt in dem Sinne, dass er alle früheren westlichen Partner irgendwann verraten hat. Die Polen, die ihn vergöttert haben, zuerst, dann Großbritannien usw.

Der 2. Weltkrieg hat die Träume des Westens nicht verwirklicht, nämlich aus Russland das zu machen, was die Amerikaner mit den Indianern gemacht haben, aus dem Rest der Welt sowieso. Nicht wenige haben aber diese Hoffnung nicht verloren. Wo unser Kapitalismus gerade wieder in einer tiefen Krise steckt, sehen wieder nicht wenige seine Rettung in einem siegreichen Krieg gegen den Rest der Welt. Nach der Domino-Strategie des moralresistenten amerikanisch-polnischen Politologen Zbigniew Brzeziński sollte der Westen wie folgt vorgehen: Zuerst würde man die Chinesen umarmen, bis man die Russen besiegt und besetzt hätte, dann würde man sich die  Chinesen vorknöpfen und mit den Übriggebliebenen würde man dann schon problemlos fertig. Es ist sehr vernünftig und klug, nicht dem ganzen „Rest der Welt“ gleichzeitig den Krieg zu erklären, weil der „Rest der Welt“ zusammengenommen, anders als bei allen vorigen Kriegen, in jeglicher Hinsicht uns überlegen ist. Konkret gesprochen:

1:

Die Chinesen allein sind ökonomisch vielleicht schon stärker als die USA. Bis vor nur wenigen Jahrzehnten noch unvorstellbar. Nach dem 2. Weltkrieg gehörte die Hälfte der planetaren Produktion den USA, jetzt sind es noch 16-18 Prozent. Man muss nicht erklären, dass die ökonomische Stärke auch die Menge und die Qualität der Waffen wesentlich bestimmt.

2:

Die Russen haben bessere Waffen als die USA bzw. NATO. Kinschal, die ballistische Hyperschall-Luft-Boden-Rakete, ist das zu leisten imstande, wozu bisher keine imstande war. Die stolzen Flugzeugträger sind nämlich gegen sie hilflos. Man kann diesen militärtechnischen Fortschritt in etwa mit der Erfindung von Kanonen vergleichen, mit denen man die Mauern von Burgen und Schlösser einreißen konnte. Die herrschende Klasse konnte sich seither nicht mehr hinter den Mauern ihrer Burgen und Schlösser verstecken – dem Feudalismus schlug die letzte Stunde.

3:

Der „Rest der Welt“ hat fast unendlich viel mehr Kinder als wir. Und es sind Kinder, die nicht nur Partys, Handys und anderen Unsinn im Kopf haben, sondern durch den Kampf ums nackte Überleben abgehärtet sind.

Brzeziński hat also Recht, nur mit Hilfe der Domino-Strategie können wir den „Rest der Welt“ besiegen und kolonisieren, um letztlich die Krise bzw. den drohenden Kollaps des Kapitalismus zu verhindern. Eigentlich ist damit nichts anderes gemeint als die sehr alte Strategie bekannt als divide et impera. Man sollte sich aber fragen, ob der „Rest der Welt“ so naiv ist, die Brzeziński-Strategie nicht zu durchschauen. Wäre dies der Fall, hätte er genug Mittel, die Brzeziński-Strategie zu verhindern. Was spricht dafür, dass diese doch erfolgreich sein könnte?

Der Krieg in der Ukraine lässt uns hoffen. Es scheint, dass die Ukrainer bis zum Letzten für uns zu sterben bereit wären. Wir schicken ihnen nach Wunsch alle Waffen, wir versorgen sie mit Bildern aus unseren Sattelten und ihre Operationen werden durch unsere NATO-Berater taktisch angeleitet. Trotzdem ist nicht ganz sicher, dass sie militärisch Russland besiegen können. Deshalb versuchen wir seit Jahrzehnten Russland auch ökonomisch zu ersticken, mit Sanktionen. Neulich hat fast eine dreiviertel Mehrheit der Staaten in der UNO für Sanktionen votiert - dort wo 400 USA-Militärbasen stehen. Das scheint großartig für uns zu sein, aber der Schein trügt. In den Staaten, die in der Minderheit waren, leben ca. 82 Prozent der Weltbevölkerung. Das sieht aber gar nicht danach aus, dass die „ganze Welt mit uns wäre“. Außerdem hat die Mehrheit jener Staaten, die so votiert haben, wie es die USA von ihnen erwartet haben, mehr als einmal negative oder gar schauderhafte Erfahrungen mit uns gemacht. Es lässt sich nicht ausschließen, dass sie eine Hand gehoben und mit der anderen die Faust in der Hosentasche geballt haben. Meine wichtigste These ist aber:

Sollten wir doch über den „Rest der Welt“ siegen, wäre das  für uns „Normalbürger“ fatal

In etwa 4 Jahrzehnten verdoppelt die Marktwirtschaft die Produktivität. Leben wir heute zwei Mal besser als vor 4 Jahrzehnten? Eine sehr große Mehrheit der Gesellschaft lebt noch schlechter, was sich verdoppelte ist die Arbeitsintensität – Stechuhr am Fließband und Pinkel-Flasche bei den Lieferanten - und die Unsicherheit der Arbeitsplätze. Für diese Verschlechterungen gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder gab es diesmal diese Verdoppelung der Produktivität nicht, oder ihre Früchte hat ein kleiner Teil der Gesellschaft für sich geraubt. Der zweite Fall darf eher zutreffen, wenn uns die Statistiker nicht belogen haben, als sie das Wirtschaftswachstum in all diesen Jahren gemessen haben. Daraus folgt also, dass wir in den letzten 4 Jahrzehnten von unseren „Eliten“ systematisch ausgeraubt worden sind.

Und nun nehmen wir an, mit viel Blut und Elend werden wir den Krieg gegen den „Rest der Welt“ gewinnen. Ob unsere „Eliten“ uns dann auf einmal große Steuern und Löhne zahlen werden? Werden die Manager dieser Konzerne so gütig sein? Warum sollten uns danach die gleichen Menschen beglücken wollen, wenn sie uns bisher immer nur etwas wegnehmen wollten. Wenn ich persönlich an diese Menschen denke, fallen mir einigen ein, die zu deren auch gehörten:

Und nun nehmen wir an, mit viel Blut und Elend werden wir den Krieg gegen den „Rest der Welt“ gewinnen. Werden unsere „Eliten“ uns dann auf einmal ordentliche Sozialhilfe und Löhne zahlen? Werden die Manager der Konzerne auf einmal so gütig sein? Warum sollten uns nach ihrem Sieg die gleichen Menschen beglücken wollen, die uns bisher immer nur etwas wegnehmen wollten? Wenn ich an diese Menschen denke, fallen mir einige ein, die auch zu ihnen gehörten bzw. sie bestens repräsentieren:

  Diese Menschen gehören zweifellos zu unserer Elite:
  hyllari albright schwab
  Eine sadistische Ekstase, die selbst der Teufel beneiden würde. Nebenbei gesagt, Gaddafi hatte einen Sozialstaat aufgebaut, mit dem sich kein westlicher vergleichen ließ. dorthin Sie hat vergessen zu sagen: Nicht nur 500'000 Kinder waren es Wert, Irak zu „demokratisieren“, auch noch etwa eine Million Tote danach – das hinterlassene ganze Elend bis heute nicht einmal zu erwähnen. dorthin Great Reset: Dir wird nichts gehören und Du wirst glücklich sein! dorthin
  Sollen wir an die Güte der Elite mit solchen Vertretern glauben?

Aber man könnte einwenden, es habe bei uns doch auch einmal so etwas wie „Wohlstand für alle“ gegeben. Ja, es gab ihn mal, nur ist davon im Lauf der Zeit immer weniger übriggeblieben. Aber, so könnte man erwidern, es steht doch in unserer Macht, das zu verändern. Wir, das freie Volk in einer demokratischen Ordnung, werden doch unsere Machteliten durch Wahlen zwingen, dass sie wieder Wohlstand für alle schaffen! Wirklich? Warum haben wir ihnen dann erlaubt, dass man ihn uns wegnimmt? Nein, es waren nicht unsere Demokratie und unsere soziale Marktwirtschaft, die für unseren Wohlstand sorgten. Es war schlicht die panische Angst unserer „Eliten“ vor dem Kommunismus, die uns deshalb mit materiellem Wohlstand ruhigstellten. In Deutschland insbesondere. Anstatt nach dem 2. Weltkrieg gigantische Reparationen zahlen zu müssen – man kennt das als vae victis (wehe dem Besiegten) -, hat man uns zum Schaufenster nach Osten umfunktioniert. Sobald sich aber gezeigt hat, dass der Kommunismus sich kompromittiert hatte und gescheitert war, begann das, was dem Kapitalismus genetisch angeboren ist: Soziale Ausbeutung der Mehrheit durch die Minderheit.

Deshalb wünsche ich mir keinen „siegreichen“ Krieg unserer „Demokratie“ gegen den „Rest der Welt“. Ich und alle, die wie ich zu den „einfachen“ Menschen gehören, werden die großen Verlierer des eventuell gewonnenen Krieges sein, über einen verlorenen Krieg oder atomaren Krieg gar nicht zu reden. Eine „gute Welt“ kann nur eine sein, in der die Welt multipolar sein wird, damit es Konkurrenz der Systeme gibt, die dann – wie schon damals – die Machteliten (auch zähneknirschend) zwingen wird, auch mit der Schaffung eines besseren Lebens für alle ihrer Untertanen. Eine unipolare Welt nach dem westlichen Muster könnte dagegen vielleicht noch schlimmer sein, als die von Orwell in „1984“ beschriebene.

  ALS SIE MICH ZU ABHOLEN KAMEN, GAB ES NIEMANDEN
  Eine Abwandlung der berühmten Worte von Martin Niemöller (1892-1984). Er war ein bedeutender lutherischer Pfarrer in Deutschland, von 1938 bis 1945 von den Nazis im Konzentrationslager inhaftiert. dorthin
 

Als sie Russen ausgeraubt und versklavt haben,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Russe.

Als sie Chinesen ausgeraubt und versklavt haben,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Chinese.

Als sie unsere Mittelschichten ausgeraubt und versklavt haben,
habe ich geschwiegen,
ich gehörte ja nicht zur Mittelsicht.

Als sie kamen um mich auszurauben und zu versklaven,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.

Fortsetzung folgt

 

     
Keywords und Lesehinweise  
#Geld und was tun mit ihm?  
 
Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Überelegugnen der Ökonomen über das Geld und seine Funktionen lesen
Friedmans Geldregelung versus demokratische Geldschöpfung und Geldregelung lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil II, Kapitel 8  
 
     
#Neoliberalismus  
 
Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Der Neoliberalismus - ein ideologischer Verrat an Liberalismus und Wissenschaft lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil I, Kapitel 1.3  
 
     
     
 
 
 
werbung und    eBook