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    Kapitel 8.3c  
    Die angebliche „Neutralität“ des Geldes und die empirischen Tatsachen  
    Weiterführende Studien:    
          die zugehörigen Beiträge
    Der neoliberale Bluff mit der Inflationsgefahr
 

An Gott glaubt man in Deutschland kaum noch, an die Dogmen der neoliberalen Theorie umso fanatischer. Zu diesen Dogmen gehört auch, dass die Inflation die gefährlichste Krankheit der „sozialen Marktwirtschaft“ sei. Daher gilt als das höchste heilige Gebot sie mit allen Mitteln zu verhindern und zu beseitigen. Diese Mittel sind die gleichen, welche die neoliberale Lehre sonst gegen alle Übel der Marktwirtschaft als Medizin anordnet: Lohnzurückhaltung, niedrige Sozialausgaben, niedrige Staatsschulden, strenger Haushalt, restriktive Geldpolitik … Das alles wurde am Ende der Weimarer Republik mit der sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit in die Tat umgesetzt.

Lohnzurückhaltung und Export oder „bagger my neighbour“ auf Deutsch
   Historiker über die Wirtschafts- und Geldpolitik am Ende der Weimarer Republik  lesen 
    „Desto schlimmer für die Tatsachen!“
 

Und was ist, wenn die Tatsachen etwas anderes über die Inflation berichten als das, was über sie in den heiligen Büchern des Neoliberalismus steht? Darauf reagiert der neoliberale Fanatiker nicht anders als alle Gläubigen seit Jahrtausenden: Die Tatsachen können nichts anderes als ein Symptom und eine Untat des Bösen sein, die man also solche mit allen Mitteln bekämpfen muss. Der deutscheste aller deutschen Philosophen, Hegel, hat diese Auffassung mir seinem bekannten Spruch nur säkularisiert: „Desto schlimmer für die Tatsachen!“

   Das Preisniveau - Inflation und Deflation - aus empirischer Sicht  lesen 
   Die Deflation als der sichere Weg von der Depression in den Untergang  lesen 
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Die Erfolge und Misserfolge des ökonomischen Denkens in Deutschland
   Das Scheitern der Historischen Schule - des deutschen ökonomischen Sonderweges  lesen 
   Der Ordoliberalismus: Wundenlecken nach dem neoliberalen Desaster von Weimar  lesen 
   Soziale Marktwirtschaft statt Kapitalismus: Sterile Sprache statt analytisches Denken  lesen 
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    Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein
 

Es wurde schon von manchen bemerkt, dass die Deutschen ein tragisches Volk sind. Unter anderem - oder besser gesagt vor allem - deshalb, weil sie als Volk für einen Staat zu groß und für ein Imperium zu klein sind. Und immer wenn sie einen Anlauf zum Imperium genommen haben, hatte das ein tragisches Ende - für den „kleinen Mann“ natürlich. Alles spricht dafür, dass die Schaffung der EU auch ein solcher Anlauf war. Diesmal waren die Mittel dazu zwar nicht militärisch, sondern friedlich (soft power), am Ergebnis für den „kleinen Mann“ wird das trotzdem nichts ändern. Die Tragödie kündigt sich schon so offensichtlich an, dass sogar Roland Tichy, der Chefredakteur der neoliberalen Wirtschaftswoche, in einem Augenblick der Schwermut nicht umhin konnte zu bemerken (25. November 2013):

„Die Deutschen scheinen ein tragisches Volk zu sein: Sie arbeiten hart, nehmen Gehaltseinbußen hin, um Arbeitsplatz und Export zu sichern, verdienen gut, sparen viel und werden doch immer ärmer. Das kommt davon, wenn man sich auf Staat und Politiker verlässt, die zwar üppige Sozialleistungen versprechen, doch nur trocken Brot liefern - bestenfalls. ... Das Volk mit der größten Wirtschaft in Europa fürchtet Massenarmut im Alter, wo doch die deutsche Wirtschaft von einem Erfolg zum nächsten eilt. Nur eben ohne die Deutschen.“

Die EU: Ein neoliberales Projekt nach dem Vorbild des deutschen Merkantilismus
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