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Fangen wir mit der Geschichte der Quantitätstheorie des Geldes an. Ihr Anfang war ausdrücklich empirisch. Während der Preissteigerung am Ende des Mittelalters, die durch große Mengen von Silber und Gold aus der Neuen Welt verursacht wurde, postulierte der Staatstheoretiker Jean Bodin (1529 – 1596), dass es zwischen der Geldmenge (M) und den Preisen (P) einen eindeutigen und festen Zusammenhang gibt. Wenn es mehr Gold gibt, verliert es seinen Wert in Bezug auf die Gütermenge, womit die Preise der Güter in Goldeinheiten gemessen („numéraire“) steigen. Für Bodin war Geld, also Gold, schließlich nur ein Gut wie alle anderen – sein Preis folglich auch. Im 17. Und 18. Jahrhundert haben die empirischen Philosophen John Locke und David Hume diesen Zusammenhang mit der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) ergänzt. Sie haben richtig festgestellt, dass das Geld ein Mittel ist, mit dem sich Käufe und Verkäufe, also Transaktionen, einfacher durchführen lassen. Führen die Menschen ihre Transaktionen schneller und öfter durch, so ihre weitere Überlegung, würde eine gleiche Geldmenge mehr Güter umsetzen, was im Endeffekt einer größeren Geldmenge entsprechen würde. Das ist im Kern der Sinn der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V).
P = V × M / Y |
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Milton Friedman hat für die Quantitätstheorie des Geldes den Nobelpreis gewonnen (1976). Was auch immer man von seinen Nachbesserungen hält, prinzipiell betrachtet hat er nichts Neues entdeckt. Er war ein erbitterter Gegner der staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft und ein Anhänger der Geldneutralität (siehe Teil 2), also der Überzeugung, die Geldmenge hätte keine Auswirkung auf die reale Produktion und reale Investitionen. Etwas überrascht einen dabei: Er verlangt gleichwohl, dass die Notenbank kontinuierlich das zusätzliche Geld drucken soll, damit die Inflation ein paar Prozent ausmacht. Warum aber nicht eine Null-Inflation, wenn die Geldmenge keine realen Effekte hat? Deshalb, so Friedman, weil das zu kritisch wäre: Das leicht passierte Abrutschen in die Deflation würde die Rückzahlung der Schulden der Produzenten bzw. Investoren erschweren, und das könnte doch Probleme verursachen. Ein bisschen Inflation würde sozusagen präventiv sehr gut wirken. (Entbehrt nicht einer gewissen Logik.)
So weit so gut. Es hat sich aber herausgestellt, dass deutlich viel mehr Geld nötig ist, eine kleine Inflation zu erreichen, als man es nach der Quantitätstheorie des Geldes errechnen würde. Praktisch taugt seine Geldmenge-Formel also nichts. Das Geld vom Nobelpreis bitte zurückgeben!
Sollte dies bedeuten, dass die Geldmenge doch nicht das Preisniveau bestimmt? Sie bestimmt es zweifellos, aber nicht so einfach, wie es die Quantitätstheorie des Geldes haben will. Das Preisniveau müsste also noch eine Variable wesentlich bestimmen, aber was für eine?
Der Nachfragemangel als die Variable, die das Preisniveau wesentlich bestimmt
Friedman und die ganze neoliberale Theorie will von dem Nachfragemangel nichts hören. Ja, man ist bereit zuzugeben, dass die Hortung den Nachfragemangel verursachen kann, aber die Hortung ist in der Praxis eine unwesentliche Größe – wie bereits (Teil 2) erörtert. Die kreislauftheoretische Analyse kann aber einen anderen, einen nicht monetären (keynesianischen), sondern einen realen Nachfragemangel nachweisen. Sie kann also einen ohne Geld nachzuweisen, wie in der freien Wirtschaft die gesamte Nachfrage kleiner als das gesamte Angebot sein kann. Der Grundgedanke eines solchen Ungleichgewichts lässt sich auch einfach veranschaulichen und erklären, aber auch analytisch streng im mathematisch konzipierten Modell.
Der Nachfragemangel kann also in einer geschlossenen Volkswirtschaft entstehen, dann lässt sich mit dem Gelddrucken die sonst kommente Deflation kompensieren. Schlussfolgerung: Die Quantitätstheorie des Geldes müsste auch den Nachfragemangel berücksichtigen. Deshalb braucht man in bestimmten Perioden (bei Wachstum mit Innovationen) viel mehr Geld für eine niedrige Inflation als man es anhand der Quantitätstheorie des Geldes von Friedman ausrechnet.
Zwei geopolitische Faktoren, die bisher die Dollar-Hyperinflation verhinderten
Es ist allgemein bekannt, dass die Notenbanken in den letzten Jahrzehnten „ungewöhnlich“ viel Geld gedruckt haben. Vor allem die FED. Die Theoretiker waren verzweifelt, weil das völlig den theoretischen Grundlagen der neoliberalen Theorie widerspricht. Die Friedman-Formel – wie gerade festgestellt - versagte schon wegen des Nachfragemangels, aber die von der FED „gedruckte“ Geldmenge konnte auch deshalb bei gleichzeitigem Ausbleiben der Inflation zu so astronomischer Größe anwachsen, weil der Dollar eine Weltleitwährung ist. Konkret gesprochen:
- Mit Dollars wird der Nachfragemangel der amerikanischen Importeure kompensiert, wie Deutschland und China.
- Die Globalisierung ist eine neue imperiale Kolonialpolitik unter dem edlen Vorwand „Demokratisierung“, die als solche viel Geld „absorbiert“. Wo die „Demokratie“ siegt, verkauft die neue kompradorische Regierung an die globalen Konzerne zum Spottpreis ihre Ressourcen – bezahlt mit fleißig „gedruckten“ Dollars. Hier steht dem neuen Geld eine reale ökonomische Substanz gegenüber – also wirkt es nicht inflatorisch. Mit diesem Geld werden Währungsreserven der Vasallen-Staaten gebildet – Dollars werden sozusagen vom Staat gehortet und wirken auch nicht inflatorisch. Indem die Vasallen-Regierung für den inländischen Bedarf das nationale Geld druckt, das die Inflation produziert, sind die Bürger sind gezwungen ihre Geldreserven auf Dollars umzustellen – auch hier „verschwinden“ Dollars, ohne Auswirkungen auf die Preise.
Zusammenfassung:
Wenn die MMT einfach nur zu sagen hat, die Geldflutung hat seit Jahrzehnten nicht zur Inflation geführt und wird auch weiter keine verursachen, so ist das – nett gesagt – unseriös.
Es stimmt auch nicht, dass wir keine Inflation in den letzten Jahrzehnten hatten. Sie war nur niedrig, wenn man sie hauptsächlich in den Preisen der chinesischen Billigprodukte gemessen hat. Der nominale Wert der Konzerne ist, wie die Börsenwerte belegen, ständig gestiegen – hier hat man viel Inflation versteckt. Und die Immobilien, also Häuser und Wohnungen, sind immer teurer geworden - hier hat man auch viel Inflation versteckt. Und was die Neoliberalen immer mit Begeisterung tun, nämlich den Anstieg der Löhne, Renten und Sozialausgaben unterhalb der Inflationsrate zu halten, hat auch wesentlich die allgemeine Inflation abschwächt. Der Sozialraub ist nichts anderes als die Bekämpfung der Inflation.
Wie geht es weiter?
Die globalistische Strategie der „Demokratisierung“ bzw. neuen Kolonisierung ist offensichtlich zum Abschluss gekommen. Die übriggebliebenen (mehr oder weniger) souveränen Länder wie Russland, China, Indien und Iran, und auch noch manche kleinere, wird man nicht zu westlichen Vasallen machen können. Außerdem tun Russen und Chinesen schon Einigens, um den Dollar von seiner Leitwährungsfunktion zu verdrängen – einer der weiteren Gründe, warum Putin in den westlichen Medien schon wörtlich als Hitler verleumdet wird. Würde man das Geld wie verrückt weiter drucken, eine Hyperinflation wäre unvermeidbar. Die MMT ist ein Weg in die Katastrophe. Es ist aber schwer vorstellbar, dass sich ein so dummes Zeug durchsetzt. Gibt es also noch ein optimistisches Szenario, was die Inflation betrifft?
„Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“ – so Mark Twain. Es kann sich schon morgen alles ändern. Nur ein Beispiel zu erwähnen.Man hört gerade, dass Biden anstatt Geld zu drucken die Steuern drastisch erhöhen will. Ob daraus was wird, weiß keiner.
Fortsetzung folgt
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#Geld und was tun mit ihm? |
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Überelegugnen der Ökonomen über das Geld und seine Funktionen |
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Der Neoliberalismus - ein ideologischer Verrat an Liberalismus und Wissenschaft |
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